Zeitgemäße Theosophie beinhaltet die Berücksichtigung aller Wurzeln. Eine dieser Wurzeln ist im „Westen“ in der Rosenkreuzerlehre zu finden. Wie können wir hier in Kürze ein „Bild“ dieser Lehre und Philosophie darstellen?
Um im Begriff des Bildes zu bleiben, empfehlen wir, Bilder des großen Malers Caspar David Friedrich zu betrachten.
In der esoterischen Schulung der Rosenkreuzer besteht ein besonderes Verhältnis zur Natur und den seelischen Erlebnissen an und in ihr. Die Bilder von C.D.F. zeigen Beispiele dieses Schulungsweges.
Steiner beschreibt zwei dieser Schulungserlebnisse. Da ist zunächst ein Aufenthalt auf einem Berg in meditativer Stimmung, im Sinne einer erhabenen Seelenstimmung. Das Bild des Wanderers von C.D.F., der mit Spazierstock wohl auf einem Mittelgebirgsfelsen steht, zeigt dies. Ein weiteres Erlebnis des Schulungsweges ist der Aufenthalt in einem Bergwerk oder Stollen unter der Erde mit einer meditativen Erfahrung, die dieser Situation entsprechen soll. Hierzu gibt es ein wenig beachtetes Bild eines Eingangs zu einem Stollen, an dem links eine Stele mit der Abbildung eines Engels zu sehen ist. Im Hintergrund brennt wohl ein Feuer in einem Ofen. Dieses Bild ist dem beschriebenen Erlebnis unter der Erde gewidmet.
Viele weitere Bilder von C.D.F. zeigen Naturkräfte und Naturerlebnisse sowie das Erleben von Einsamkeit, Freundschaft und Beziehung. Aus der Anschauung dieser Bilder, – denn die Natur hält sie nicht täglich zur freien Verfügung bereit, – sollen im Suchenden Seelenkräfte für die Entwicklung einer ethischen Menschlichkeit erstarken.
C.D.F. erzeugt mit diesen Bildern eine Verbindung zur Gedankenwelt der Rosenkreuzerlehre. Es wird damit auch eine Verbindung zu R. Steiners Anthroposophie hergestellt, denn in vielen seiner Vorträge gibt Steiner weitere Inhalte zu dieser Lehre. Die philosophisch-theoretische Grundlage der Lehre ist in seinem Buch „Geheimwissenschaft im Umriss“ zu finden.
Das Betrachten von Kunst ist ein berechtigter ergänzender Weg der geistigen Entwicklung.
Schließt man sich der Unterscheidung Steiners an, eine westliche und eine östliche Lehre zu konstatieren, besteht der Unterschied wohl letztlich nur in der Betrachtung der äußeren physischen Ebene. Für das Rosenkreuzertum und ihren Ableger, die Anthroposophie, sind das Physische allgemein und der menschliche physische Körper vollumfänglich präsent und dauerhaft, zumindest für eine noch lange Zeitspanne. In den Karlsruher Vorträgen bricht Steiner mit einer Vereinbarung innerhalb der Bruderschaft, indem er das im Physischen enthaltene Geistige benennt und seine Bedeutung hervorhebt. Diese Betonung ist schon im Ansatz konträr zur älteren östlichen Lehre.
Steiners Motiv ist also in diesem Punkt die Abgrenzung von der östlichen Mayalehre im Buddhismus, in der zur Überwindung des leidvollen physischen Lebens angeregt wird. Die drei Mayaschleier im Physischen, Astralen und niederen Mentalen sollen durch eine letztlich asketische Lebensweise und Meditationstechniken überwunden werden. Ziel ist es, das Rad der Wiedergeburt zu verlassen. Dass dabei das in diesen Schleiern enthaltene Geistige transformiert werden muss, ist in der Lehre enthalten.
Im Westen will der Strebende, ohne das Wissen der Reinkarnation, in den Himmel im Sinne einer endgültigen Lösung dieses einen Lebens. Verfügt er – was selten der Fall ist – über das Wissen der Reinkarnation, will er in diese bestehende physische Welt fortgeschritten wiedergeboren werden. Der Suchende im Osten strebt das Nirvana an, um vom Rad der Wiedergeburt erlöst zu werden, wobei die erwartete Glückseligkeit keine reale Grundlage hat.
Es ist nun an der Zeit, auf die Shamballa-Lehre zu verweisen, wie sie in aktuellster Form im AGNI YOGA gegeben worden ist. Die geistige Monade, der geistige Kern, der sich im Menschen veräußert, hat eine unendliche Wanderung durch viele Inkarnationen vor sich, ohne Himmel und Nirvana. Das Nirvana ist lediglich ein möglicher Ruhezustand für Zwischenzeiträume der Wanderung, bevor eine neue, höhere Aufgabe diesen Zustand beendet oder eine Inkarnation – egal in welcher Dimension – zum notwendigen karmischen Ausgleich erfolgen muss. Gelingt es, den nächsten Aufstieg zu schaffen, wachsen die Verantwortung und die Aufgabe, also die Arbeit, auf der Basis der erlangten Ebene. Auch ein Buddha verbringt seine Existenz nicht in seliger Selbstzufriedenheit. Die in den Tagebüchern Helena Roerichs beschriebene Aktivität M.s, die dunklen Widersacherkräfte auf höheren Ebenen, im zeitweise täglichen Kampf, abzuwehren, ist ein Beispiel und sollte jede Illusion romantischer Erwartungen für eine Erlösung tilgen.
Das größte denkbare umfassendste Leben – der Makrokosmos – – existiert und pulsiert und damit pulsieren die menschlichen geistigen Monaden in ihren Hüllen ebenso und zeitlich unbegrenzt. Diese Wahrheit kann nicht zu Ende gedacht werden, sie ist unbegrenzt. Es ist lediglich die Frage, auf welcher Ebene und mit welcher Aufgabe der Mensch wirken will und wie er seine Bequemlichkeit überwinden kann.
Die esoterische Lehre des Westens muss anerkennen, dass für das irdische und solare System der Tiefpunkt des Abstiegs des Geistes in die Materie durchschritten ist und dieser Zyklus sich wieder in die Richtung des geistigen Ursprungs bewegt. Das sind große Zeiträume in menschlicher Lebensweise. Der vom Menschen im schon begonnenen neuen Zeitzyklus verwendete Körper wird das verdichtete Astrale sein. Inwieweit dafür ein neuer Planet mit entsprechendem Umzug von Teilen der heutigen Menschheit notwendig wird, ist offen, wird aber immer wahrscheinlicher. Die Shamballa-Lehre des Agni Yoga mit ihrem Grundsatz des unbegrenzten Lernens und Arbeitens, auch auf den höheren Ebenen, löst den scheinbaren Widerspruch der beiden vergangenen Hemisphären-Lehren auf und betont abschließend die unabänderliche Wahrheit der Reinkarnation.
Das vom Tibeter beschriebene aktuelle Wirken des Christus vom hohen Standpunkt aus ist die Annäherung Shamballas an die übrigen Zentren der Geistigen Hierarchie, damit Wille und Liebe in zunehmender Synthese wirken können.