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Religion

Theosophie, ich nannte Beispiele der letzten 200 Jahre, macht ein Angebot an Erklärungsmodellen, die über das Physisch-Sinnliche hinausgehen und die Wissenschaft an sich nicht leugnen, sie aber um wesentliche Bereiche erweitern. Sie ist ein Angebot, durch das der/die Vermittler*in für die jeweilige Zeit Grundlagen gibt, mit denen die menschliche Zivilisation fortbestehen kann und durch die der Einzelne angemessene Anregungen zum Handeln erhält. Für den Mittler ist sie die aktuell beste Darstellung der geistigen Wahrheit, für den Lesenden besteht die Möglichkeit der Annahme, Verwendung oder auch Ablehnung. Für die aktuelle Zeit erscheint die anonyme, unpersönliche Darbietung durch den Mittler die einzig sinnvolle, da in der medialen Welt Lüge und Verleumdung furchtbare Waffen sind.

Religion entwickelte sich in der Vergangenheit aus dem Versuch, Unbekanntes und Unerklärliches begreifbar zu machen.

Alle Religionen haben das dauerhafte historische Problem, dass die Wissenschaft immer weiter voranschreitet und für die physischen und teilweise auch für die emotionalen Aspekte logische Erklärungen bietet.

Religion auf ihren aktuellen geistigen Wert hin zu befragen, ist sinnvoll, wenn sich der Mensch als Seele folgende Fragen stellt:

Der Autor dieser theosophischen Zeilen vertritt die Annahme, dass aus den inneren Welten nicht oder nur ausnahmsweise eingegriffen wird. Von dort werden höchstens die Empfindungen und Gedanken angeregt. Besteht der Wunsch einer Seele nach derartiger Anregung aus der zweiten Dimension, kann es einen Gedankenstrom von dort geben, aber die Eignung der Seele zur Aufnahme des Gedankenstroms muss gegeben sein. Dies wird dann eine Art von Intuition genannt werden können. Leider gibt es zu viele falsche Propheten, die sich auf angebliche „Anweisungen“ berufen.

Viele Religionen enthalten direkt oder indirekt die Behauptung, es gebe eine auserwählte Gruppe Menschen, die bevorzugt erlöst wird. Das ist ein Zerrbild jener Wahrheit, dass diejenigen Seelen dauerhaft in die zweite Dimension eingehen, die sich dies durch ihre Handlungen und ihre Erfahrung erarbeitet haben. Der Frage nach richtigem Handeln und ansprechenden Taten kann die Menschenrechtscharta der Vereinten Nationen zugrunde gelegt werden.

Religionen, die eine schnelle jenseitige Erlösung in einen paradiesischen Zustand hervorheben, werden enttäuschend sein. Das Nirvana endet mit der nächsten Wiedergeburt. Der Weg von der Erde weg, wenn er durch angesammelte Erfahrung erreicht ist, ist der Weg zu neuen Aufgaben.

Für die christliche Religion sollten das Alte Testament und das Neue Testament  nicht zusammengebunden sein. Das Alte Testament ist Teil einer Volksgruppe und nicht universal angelegt. Kein religiöses Manifest sollte wörtlich genommen werden. Dies zeigt sich besonders im Begriff der Sünde, welcher aus dem AT heraus entwickelt wurde. Der Begriff der Sünde ist in der östlichen Tradition der Lehre nicht enthalten, stattdessen ist dort das selbstverursachte Schicksal (Karma) ein besserer und logischer Begriff, er ist untrennbar verbunden mit der Wanderung der Seele von Leben zu Leben. Die Seele hat die Möglichkeit, durch ihr Handeln oder Nichthandeln das Schicksal (Karma) zu verändern und zu prägen.

Die alttestamentarische Entwicklung einer Ideologie der Sünde, verbunden mit dem Anspruch, z.B. im Katholizismus, die Vergebung und Löschung von Sünden verwalten zu können, ist ein unsägliches Gefängnis für jede Seele in ihren Gefühlen und Gedanken. Dieser Anspruch ermöglicht es zum Beispiel kriminellen Gruppen zu glauben, dass sie sich von der karmischen Schuld problemlos freikaufen und trotzdem ins sogenannte Paradies kommen können.

Der Protestantismus hat mit der berechtigten Abkehr von dieser Praxis das Dogma aufgestellt, dass die Seele sich nicht selbst erlösen kann, und damit eine neue Sackgasse eröffnet.

Macht Theosophie Religion überflüssig? Nein, sie ist ein sinnvolles Angebot der Zeitlosen Weisheit, mit dem die Seele mehr Selbstbewusstsein und Selbsterkenntnis erlangen kann und damit die jeweilige Religion auf ihren Wert hin überprüfbar macht. Jede Religion, die Mitmenschlichkeit und Toleranz Andersdenkender beinhaltet und keine Erlösung „verkauft“, verdient Respekt.